Eine gezielte Körpermitte-Therapie schließt den ganzen Körper mit ein und ist individuell an Dich, Deine Bedürfnisse und an Deinen Alltag angepasst. Da die Rektusdiastase ein Symptom für ein Ungleichgewicht im Rumpf ist, muss der Schwerpunkt in der Therapie unbedingt auf der individuellen Ursache liegen. Unter Anwendung gezielter Methoden aus der evidenzbasierten Beckenbodentherapie und der modernen Rumpfrehabilitation stärkst Du Deine Körpermitte von innen nach außen. Wir beginnen bei den tiefsten Strukturen Deines Körpers und integrieren step by step weitere Körperbereiche. Ziel ist es, den Druck und Streß von der Bauchwand und dem Beckenboden zu nehmen, einer Verschlimmerung vorzubeugen und die Symptome effektiv und nachhaltig zu lindern. Nur so kann auch eine Rektusdiastase langfristig verbessert werden.
Grundlage für eine erfolgreiche Therapie ist die persönliche Auseinandersetzung mit der Thematik und der Philosophie hinter dem Behandlungsansatz. Je mehr Wissen und Verständnis Du besitzt, um so besser kannst Du das Gelernte in Deinen persönlichen und individuellen Alltag transportieren und integrieren, Entscheidungen treffen und damit verbundene Konsequenzen abwägen. Diese Form der Selbsverantwortung und Selbstermächtigung macht es Dir möglich, den Verlauf und das Tempo selber zu steuern.
Körpermitte-Therapie ist mehr als ein Trainingsplan und setzt sich aus verschiedenen Aspekten zusammen:
Einer der häufigsten Gründe für chronische Beschwerden in der Körpermitte und bei Rektusdiastasen ist der Verlust der Verbindung zum eigenen Körper. Im ersten Schritt der Therapie geht deshalb es zunächst darum, sanft und behutsam den Kontakt zu den tiefsten Strukturen Deines Körpers aufzubauen, diese zu aktivieren und miteinander zu verbinden. Die Förderung der Wahrnehmung und des Spürvermögens stehen dabei an erster Stelle. Gerade in dieser ersten Phase der Behandlung kann es sein (muss nicht), dass wir in Kontakt mit Erinnerungen, Bildern oder Emotionen kommen. Jeder Muskel in unserem Körper hat auch eine psychologische Funktion. Schock und Emotionen werden von den tiefsten Muskeln der Körpermitte (fest-)gehalten. Für diese Arbeit nehmen wir uns viel Zeit. In ganz kleinen Schritten und homöopathisch dosiert begleite ich Dich dabei, die Spannungen abzubauen und in ein emotionales Gleichgewicht zurückzufinden. Lese Dich hierzu auch gerne in die Informationen zum Thema Trauma ein.
Eine schwache Körpermitte, Schmerzen und Unwohlsein erschweren eine aufrechte Körperhaltung. Da Dein Gehirn sich sehr schnell an dieses „neue Normal“ gewöhnt und für Kompensationsmuster sorgt, geht es in diesem Schritt darum, ein neues Gefühl für die Aufrichtung und Körperhaltung zu erlangen und deren Vorteile für Dich kennenzulernen.
Gezielte und individuell auf Dich abgestimmte Übungen ermöglichen es Dir, zurück in Deine Kraft zu kommen und ein neues Körpergefühl zu entwickeln. Die Übungen sollten täglich durchgeführt werden, damit Dein Gehirn umtrainiert werden kann, alte Muster durchbrochen werden und die neuen Muster sich etablieren können. Da Kraft alleine für eine gute Körpermittefunktion nicht ausreicht, geht es in diesem Schritt auch darum, den individuellen Alltag so anzupassen, dass alte Bewegungsgewohnheiten durch neue ersetzt werden.
Die Grundvoraussetzung für den Einstieg in den Sport ist eine Körpermitte in Balance – nicht in einer Dysfunktion. Erst wenn Du wieder im Kontakt mit Deinem Körper bist, kannst Du Deine Grenzen wahrnehmen und spüren, was sich gut oder schlecht anfühlt . In diesem letzten Schritt geht es darum, das bisher Gelernte in den Sport oder in ein Workouts zu integrieren.
Die Behandlungsdauer kann je nach Ausgangssituation und Zielsetzung variieren. Eine Mindestanzahl von 3-4 Sitzungen im Abstand von 2 -4 Wochen ist für den Erhalt der Grundlagen dringend empfohlen. Eine Therapie der Körpermitte kann durchaus auch bis zu 12 Sitzungen oder mehr betragen und über einen Zeitraum von mehreren Monaten bis ca. 1,5 Jahren erfolgen.
Als nicht einschnürendes Hilfsmittel zur Behandlung von Rektusdiastasen kann ein Gurt sehr sinnvoll sein.
Bei korrekter Anlage unterstützt er die physiologische Aktivität der Bauchwand, was sich auf die Effektivität der Übungen und auf die Gesamtheit aller Bewegungen im Alltag positiv auswirkt. Insbesondere bei schwerwiegenden Rektusdiastasen ist das Bindegewebe der Linea Alba sehr schwach und ausgedünnt, die Organe stehen hervor und die Bauchwand ist verletzlich. In der Regel stellt sich mit dem Anlegen eines Gurtes bei vielen Betroffenen ein sofortiges, neues Körpergefühl ein.
Wahrnehmung ist ein, wenn nicht DAS Schlüsselelement in der Rehabilitation des Rumpfes. Ein Gurt erhöht die propriozeptive Wahrnehmung für die Bauchwand, sowohl isoliert als auch im Alltag. Gerade für die funktionelle Integration und die neuromuskuläre Stimulation kann ein Gurt eine große Hilfe sein.
Viele Betroffene leiden sehr unter ihrem Aussehen und fühlen sich durch die konstante Instabilität der Körpermitte wie „kaputt“. Frust, Depressionen, vermindertes Selbstbewusstsein, Rückzug und Schmerz können unter anderem Folgen davon sein, dass der eigene Bauch aus dem Wahrnehmungsbereich ausgegrenzt wird. Vielleicht fühlt sich der Bauch wie ein Fremdkörper an oder wie ein großes Loch. Vermeidungsverhalten ist an der Tagesordnung: Spiegel werden ignoriert, der Bauch kann nicht berührt werden, Intimität ist undenkbar.
Die Verwendung eines Gurtes kann in diesen Fällen die Verbindung zum eigenen Körper, sowie die Wahrnehmung für diesen sensiblen Bereich positiv unterstützen und in Kombination mit Körperarbeit zur emotionalen Stabilität beitragen.
Während einer Schwangerschaft kann ein Gurt dabei helfen, die wachsende Gebärmutter zu stützen. Außerdem wird die natürliche Ausrichtung des tiefen Bauchmuskels unterstützt, indem der Babybauch etwas höher und näher an den Körper heran gebracht wird. Dadurch kann die Position des Babys im Hinblick auf die Geburt positiv beeinflusst werden, die Lendenwirbelsäule und das Becken werden stabilisiert und dem Entstehen einer bleibenden oder womöglich schweren Rektusdiastase wird vorgebeugt.
Entscheidend sind das Material und die Funktion des Gurtes. Ein herkömmlicher Kompressions-/ oder PostPartum-Gurt hat eine andere Funktion als ein geeigneter Gurt für eine Körpermittetherapie.
Wird der tiefe Bauchmuskel korrekt aktiviert, umspannt er die Wirbelsäule fest und die Bauchdecke schmiegt sich an die Wirbelsäule. Ein Rückbildungs- oder Kompressionsgurt übernimmt durch seine Festigkeit und Kompressionswirkung ebendiese Funktion des Muskels.
Folglich hat der tiefe Bauchmuskel nichts mehr zu tun und ruht sich aus. Ein geeigneter Gurt für eine Körpermittetherapie hingegen unterstützt die Aktivität des tiefen Bauchmuskels. Er fördert die sogenannte „Mind – Body – Connection“, indem er fortwährend Impulse gibt. Die Muskulatur bleibt aktiv und kann durch die Wahrnehmungshilfe korrekt eingesetzt werden.