Um auf die Zusammenhänge und Unterschiede zwischen einer Rektusdiastase und einer Hernie eingehen zu können ist es wichtig, vorab die einzelnen Begrifflichkeiten zu definieren. Der Begriff „Rektusdiastase“ bedeutet, dass die Muskelbäuche des geraden Bauchmuskels auseinander stehen, weil das dazwischen liegende Bindegewebe in die Breite gedehnt wurde.
Eine Hernie (= Bruch) ist eine sackartige Ausstülpung des Bauchfells durch eine Schwachstelle / Lücke in der Bauchwand.
Hernien entstehen typischerweise an Schwachstellen im Bindegewebe. Eine der häufigsten Erscheinungsformen unter den Hernien ist der Nabelbruch, weil der Bauchnabel eine natürliche Schwachstelle im Bindegewebe zwischen den geraden Bauchmuskeln darstellt.
Dauerhafter oder immer wiederkehrender Druck gegen das bereits geschwächte Gewebe kann dazu führen, dass sich der Bauchnabel nach außen stülpt oder sich kleine Beulen im Nabelbereich oder entlang des Bindegwebes zwischen Brustbeinspitze und Schambein zeigen. Entsteht in diesem dünnen und geschwächten Gewebe ein Riss oder eine Lücke, sprechen wir von einer „Hernie“.
Ob ein chirurgischer Eingriff notwenig ist oder nicht entscheidet der Arzt in Abhängigkeit von der Größe, Lage und Risikoeinschätzung für eine mögliche Einklemmung der Eingeweide (zB Darmschlingen).
Grundsätzlich ist eine schnellst mögliche Abklärung durch einen Arzt vor allem dann ein Muss, wenn die Ausstülpung farblich verändert, schmerzhaft oder heiß ist, oder wenn die Ausstülpung nicht entlang der Mittellinie des Bauches auftritt.
Ein Nabelbruch ist in der Regel ein Symptom für eine ausgeprägte Rektusdiastase. Eine Rektusdiastase entsteht durch anhaltenden oder immer wiederkehrenden Druck gegen die Bauchwand. Dadurch wird auf Dauer das Bindegewebe zwischen den Muskelbäuchen des geraden Bauchmuskels in die Breite gedehnt und immer schwächer. Gleichzeitig wird die optimale Funktion des Rumpfes beeinträchtigt. Die Organe drängen nach vorne, was den Bauch größer werden lässt und den Druck gegen die Bauchwand erhöht. Somit steigt das Risiko für die Entwicklung einer Hernie (Nabelbruch, Bauchwandbruch), weil das Gewebe zwischen den Muskelbäuchen des geraden Bauchmuskels immer dünner und anfälliger wird.
Eine chronisch schlechte Haltung, chronische Verstopfung, chronische Atemwegserkrankungen oder das, was wir als „klassisches Bauchmuskeltraining“ bezeichnen (Crunches, Klappmesser, Sit-Ups, Planks), trägt typischerweise zur Entstehung einer Rektusdiastase und somit zur Überlastung des Bindegewebes zwischen den geraden Bauchmuskeln bei.
Die Ursache für Rektusdiastasen liegt in der Tiefe. Wenn sich die tiefe Rumpfmuskulatur in einem Ungleichgewicht befindet und geschwächt ist, sprechen wir von einer Körpermitteschwäche.
Fazit:
Wenn die Ursache für eine Rektusdiastase also eine Körpermitteschwäche ist, und die Ursache für einen Nabelbruch die Rektusdiastase, stellt sich eine wichtige Frage:
Ohne Zweifel gibt es eine klare OP-Indikation im Falle einer Einklemmung oder entsprechender Risikoeinschätzung durch den Arzt.
Ist die Ausstülpung jedoch schmerzfrei, nicht zu groß und weder heiß noch verfärbt, gehen die Meinungen der Chirurgen in Bezug auf die Versorgung auseinander. Viele Nabelbrüche werden bis zu einer gewissen Größe und bei Beschwerdefreiheit mittlerweile unoperiert gelassen.
Einer der Gründe hierfür ist der, dass die chirurgische Versorgung von Nabelbrüchen leider eine sehr hohe Rezidivquote mit sich bringt. Das bedeutet, dass sich ein operierter Nabelbruch in vielen Fällen wieder öffnet, weil die eigentliche Ursache nicht behoben ist.
Während nun viele Hernienzentren eine gleichzeitige Versorgung der Rektusdiastase empfehlen, setzt eine gute und gezielte Körpermitte-Rehabilitation an der eigentlichen Kern-Problematik an.
Eine gute Rumpfrehabilitation kann mit ganz unterschiedlicher Zielsetzung durchgeführt werden:
Eine gute OP-Vorbereitung unterstützt nicht nur die Rekonvaleszenz sondern kann auch Einfluss auf die Art des Eingriffs und die dafür verwendeten Materialien haben (z.B. Netz vs. Faden, Netzgröße, Größe des OP-Bereichs, etc).